Steven Spielberg hat sich in seiner Sc-Fi-Romanze „A.I. – Künstliche Intelligenz“ eingehend mit dem Thema der humanen Roboter befasst: Sie denken wie Menschen, sie fühlen wie Menschen, sie imitieren Menschen. Von den echten Lebewesen kaum zu unterscheiden, haben die Humanoide Einzug in den Alltag gehalten. Doch abseits der fiktionalen Geschichten stellt sich auch schon länger die Frage: Ist künstliche Intelligenz präsenter als wir es eigentlich ahnen?
Die Entwicklung künstlicher Intelligenzen gehört zu den ältesten Forschungsgebieten in der modernen Technik. Es gibt kaum Produkte, die ohne clevere Systeme oder Mechanismen ausgestattet werden und uns Menschen das Leben erleichtern. Von Navigationsrouten mit sekundenschneller Routenänderung, Produktvorschlägen basierend auf unseren vergangenen Einkäufen oder Filmvorschläge auf Watchlisten: Die künstliche Intelligenz ist subtil in unser digitales Leben eingezogen und lernt uns nach und nach kennen.
Hollywood hat diese Entwicklung schon früh erkannt und in dem Meilenstein der Wachowski-Geschwister „Matrix“ oder im Indie-Hit von Alex Garland „Ex-Machina“ mit den Auswirkungen der Forschung gespielt. Die Übernahme von Welten oder Beeinflussung stand hierbei immer im Vordergrund. Doch die aktuelle Forschung sieht die Einbindung von Maschinen als Unterstützung zu unserem Alltag und weniger als Feind, den es zu besiegen gilt. Aus kritischer Sicht muss jedoch eingestanden werden, dass die Fähigkeiten, die Maschinen an den Tag legen, denen der Menschen in nichts nachstehen.
KI bringt Leben ins Spiel
Künstliche Intelligenzen bringen nicht nur Hollywood oder Abverkaufszahlen zum Strahlen, sondern beleben auch die Spielebranche. Zahlen, Algorithmen und Daten, auf denen Spiele von Natur aus beruhen, sind somit nur eine logische Schlussfolgerung. Entwickler bereichern ihr Spiel durch Codes und Programmierungen, die das Spielerlebnis lebhafter machen. Abenteuergames wie „Hello Neighbor“ oder „Red Dead Redemption 2“ reagieren auf die einzelnen Entscheidungen der Spieler ganz individuell. Egal, in welche Situation sich der echte Spieler manövriert, wird das Game auf diesen Umstand reagieren. Dabei kann die Situation zu einem positiven oder negativen Spielverlauf führen. Der Vergleich einer Zufallsentscheidung hinkt in diesem Fall: Zufälle beinhalten eine bestimmte Anzahl an Möglichkeiten, aus denen wahllos entschieden wird. Die künstliche Intelligenz beruht auf Wahrscheinlichkeiten, die durch Berechnungen getroffen wird. Der wahrscheinlichste Spielmove, der getroffen werden könnte, wird entsprechend vom Game gekontert.
Die Anfänge dieser Forschung geht auf die klassischen Spiele wie Schach oder Poker zurück. Erstmals hat in 2019 ein Programm in einer Mehrspielersitzung beim Pokern seine menschlichen Mitspieler besiegt. Pluribus, der Name des cleveren Bots, wurde von den Entwicklern Noam Brown und Tuomas Sandholm ins Leben gerufen. Statt in einer Sitzung mit einem Spieler hat sich der Bot gleich gegen fünf Gegner beim Poker Online durchgesetzt und einen neuen Meilenstein in der Technologie errungen. Durch mehrfaches Durchspielen verschiedener Szenarien und Kopien seiner Selbst eignet sich die künstlich geschaffene Intelligenz Wissen an. Durch das Kombinieren und Vermischen der gespielten Strategien kann die Maschine in Sekundenschnelle neue Möglichkeiten und Taktiken erstellen. Das Ergebnis ist das Ermitteln der besten Gewinnchance. Eine Fähigkeit, die wahre Profis nicht bewerkstelligen können.
Fairness gewinnt
Poker ist aber keineswegs das einzige Spiel, in dem sich die Maschinen als ebenbürtige Spieler durchsetzen konnten. Im asiatischen Strategiespiel Go oder im Schach konnten Roboter Meister ihrer Klasse bereits in die Knie zwingen. Im Rahmen von Forschungen und Untersuchungen riefen Programmierer Profis dazu auf, sich dem Wettbewerb zu stellen. Innerhalb von Wettbewerben sind künstliche Intelligenzen dagegen noch nicht zugelassen. Die Kritiken und die Definitionen hinsichtlich der Fairness konnte die Community noch nicht klären. Dass es sich bei der KI um eine respektable Leistung handelt, steht außer Frage. Aber hat die Maschine einen Vorsprung gegenüber ihren Gegnern? In der Theorie wäre ein hochintelligenter Mensch nach mehrfachem Üben und Analysieren ebenfalls in der Lage, Strategien während des Spiels zu entwickeln.
An dieser Frage beißen sich jedoch Spieler und Wissenschaftler die Zähne aus. Aufgrund der fehlenden objektiven Betrachtung von Ereignissen und dem strikten Handeln nach Strukturen wäre ein faires Spiel nicht möglich. Gleichzeitig ist der Bluff beim Poker ein zentrales Element, dass wiederum die Maschine nicht reproduzieren kann. Um die Theorie auf die Spitze zu treiben: Könnte ein bewusst geblufftes Spiel die Strategien wiederum die künstliche Intelligenz aus der Fassung bringen? Wenn Maschinen fähig sind zu lernen, sind sie auch in der Lage falsche Spielzüge zu erlernen.
Praxisanwendungen fehlen aktuell
Mit den Forschungen werden Möglichkeiten, Optionen und Szenarien durchgespielt, die auf theoretischer Ebene vollends überzeugen können. Die Anwendung im Alltag steht jedoch dem kritischen Blick von Ethik und Moral gegenüber. Fairness, Überlegenheit, Fehlerquotienten und unkontrollierbare Entwicklungen von Empfindungen sorgen für Zurückhaltung. Die Angst vor dem Szenario, dass Maschinen mit Emotionen eine weitaus höhere Gefahr sind als Menschen herrscht zweifelsfrei. Ein Fallbeispiel gibt es dafür allerdings nicht. Der praktische Einsatz muss sich demnach gedulden.
Die Tests im Spielbereich zeigen aber, dass die Roboter dem Menschen im Erlernen von Spielzügen und Strategien überlegen sind. Selbst wenn Turniere auch in ferner Zukunft ausschließlich von Menschen bestritten werden, reizt es viele Spieler, einmal gegen eine Maschine zu spielen. Allein die Hoffnung eines Sieges und der Beweis, dass die Spezies Mensch weiterhin die Macht über die Technik hält, sorgt für Ansporn. Eine Überlegenheit, die uns wiederum angreifbar macht? Technik gegen Menschen: ein ewiges Spiel, in dem die Seiten der Gewinner und Verlier noch offen sind.