Mobiles und stationäres Gaming: Bald fließender Übergang?

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©istock.com/dragana991

Das mobile Gaming verbreitete sich dank Smartphones rund um den Globus und prägte eine ganze Generation. Das Ende dieser Evolution ist allerdings noch lange nicht in Sicht.

Mobiles Gaming legt weiter zu

Was mit Spielautomaten anfing, sich dann mit den ersten Home-PCs fortsetzte und mit Konsolen die Welteroberung begann, ist heute überall zu finden. Die Videospielebranche konnte sich über die Jahrzehnte vom Nischenprodukt zur Massenware entwickeln und spricht inzwischen beide Geschlechter sowie alle Altersklassen und Einkommensschichten an.

Eine der wichtigsten Triebfedern dafür war die Erfindung des Smartphones. Dieses eröffnete Entwicklern nämlich ganz neue Möglichkeiten bei Performance, Bedienung und Darstellung. Das Resultat lässt sich in Zahlen ablesen: Im ersten Halbjahr 2019 erwirtschaftete das mobile Gaming etwa 30 Milliarden US-Dollar Umsatz, besonders stark war der Zuwachs unter Android-Nutzern mit 17 Prozent, während es in Apples App Store „nur“ 8 Prozent waren.

Tatsächlich ist es kaum noch möglich, unbefangen im Internet zu surfen, ohne auf das Thema Gaming zu treffen. Dabei spielen alle Genres mit und ergeben sich zu einem großen Ganzen. Weiterhin sind Online Casinos dank ihres einfachen Zugangs überall zu finden und verzeichnen wachsende Zahlen; im Casual-Segment locken Spiele wie Candy Crush ein ganz neues Publikum an und im sogenannten Core-Gaming sind kostenlose Multiplayer-Hits wie Fortnite zum globalen Phänomen geworden.

Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt des Markts. Die Preisgelder bei eSports-Turnieren bewegen sich schon längst in Millionenhöhe, in Ländern wie Südkorea werden Top-Spieler als Superstars gefeiert und umgekehrt verdienen Streamer auf YouTube und Twitch beträchtliche Summen mit Gaming-Inhalten. Angesichts dieses Marktvolumens kommt es nicht überraschend, dass weitere Innovationen für den nächsten Schritt sorgen sollen.

Verändert Cloud-Gaming die Spielregeln?

Hands of a casual man using a smartphone.
©istock.com/TommL

Im Mittelpunkt der nächsten Jahre könnte der nahtlose Übergang zwischen den Plattformen stehen. Dieser ist bislang nämlich ein wesentlicher Kritikpunkt: Spieler sind an die Ökosysteme ihrer jeweiligen Plattform gebunden, obwohl die Verbindung aus technischer Sicht kein Problem wäre. Dennoch spielen Xbox-Spieler ausschließlich mit bzw. gegen andere Xbox-Besitzer; dasselbe gilt für PlayStation, Nintendo Switch und PC genau wie für die mobilen Betriebssysteme iOS und Android. Ausnahmen existieren zwar, sind jedoch relativ rar gesät.

Ein vielversprechender Schritt in die Zukunft könnte ausgerechnet von Google kommen. Die Cloud-Gaming-Plattform Stadia startet im November und soll sämtliche eigene Hardware überflüssig machen. Sollte sich dieses Konzept durchsetzen und Millionen Nutzer an sich binden können, wären die Folgen weitreichend, da die Hardware-Käufe sowohl im Konsolen- als auch im PC-Markt direkt davon betroffen wären. Im Gegenzug wären Spieler mit ihrem Stadia-Konto mit allen anderen Stadia-Spielern verbunden, und zwar ganz unabhängig von der Plattform. Diese ist bei Stadia nämlich jederzeit variabel: Als Zugang wird lediglich ein Chrome-Browser benötigt, etwa auf dem Smartphone, auf dem Tablet oder auf dem Notebook, und Spieler hätten die Wahl, ob sie das Display des Geräts nutzen (zum Beispiel unterwegs) oder es auf einen größeren Bildschirm übertragen. Googles Plan lautet demnach völlige Freiheit für Spieler, fernab von Hardware-Begrenzungen und geschlossenen Systemen.

Mobile Gaming: Welche Effekte wird die Cloud haben?

Die Konsequenzen für das mobile Gaming sind dagegen noch schwer abzusehen. Um die eigene Marktstellung zu stärken, wird Stadia zunächst nur für die Pixel-3-Familie (und neuer) verfügbar sein. Andere Geräte sollen laut Google später ebenfalls kompatibel werden; einen fixen Termin nannte das Unternehmen allerdings noch nicht. Viele typische Mobile Gamer bleiben beim Stadia-Release somit außen vor und es ist fraglich, ob sie sich nur für das Cloud-Gaming ein neues Smartphone im Premium-Bereich zulegen werden.

Ein weiterer kritischer Aspekt, um Stadia klassisch mobil zu nutzen können, ist die Bandbreite. Da Googles Rechenzentrum die gesamte Performance bereitstellt, ist eine breite und stabile Verbindung notwendig. 5G wird für unterwegs somit fast Pflicht, da die aktuellen Geschwindigkeiten für Stadias Anforderungen kaum ausreichen. Hinter der Einführung von 5G stehen allerdings noch viele Fragezeichen. Selbst 4G ist noch lange nicht so verbreitet, wie es eigentlich schon lange sein sollte.

Zusammengefasst bedeutet das: Da mobile Spieler einen wichtigen Teil des Gaming-Markts ausmachen, hängt der Erfolg von Innovationen wie Stadia stark von externen Faktoren wie der Bandbreite ab. Sollte es hier eines Tages die erhofften Sprünge geben, dürfte das Cloud-Gaming dem Markt ganz neue Dimensionen eröffnen und der Unterschied zwischen mobilen und stationären Spielern würde mehr und mehr verschwinden.

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