Cheating im Videospiel

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Photo by Enrique Vidal Flores on Unsplash

“Mit einem Menschen, der nur Trümpfe hat, kann man nicht Karten spielen“, sagte Weiland der deutsche Lyriker Friedrich Hebbel. Aber während bei Skat, Poker und Co. selten jemand auf ehrliche Weise nur die besten Karten auf der Hand hat und Schummelei aller Art Betrug ist, sind in etlichen anderen Spielen kleine und größere Tricks von vornherein eingebaut. Besondere Würze verleihen Cheats diversen populären Videogames.

Das gilt allerdings nur, wenn die Manöver von den Entwicklern so eingeplant sind. Um Betrug im Gaming zu unterbinden und Spieler, die bei nicht erlaubten Manövern erwischt oder im Nachhinein überführt werden, hat die auf die Spielebranche spezialisierte Streaming-Plattform Steam mehrere Werkzeuge entwickelt um diese zu sperren.

Denn auch wenn die Fallzahlen niedrig sind, Betrug gibt es selbst im eSport. Zuschauermengen weltweit an Bildschirmen, die nur so mitfiebern oder Live Wetten und andere Tipps auf ihre Favoriten abgeben, hohe Quoten und lukrative Preise für die besten Teams oder Einzelzocker stellen selbst außerhalb der millionenschweren Meisterschaften für so manche Leute eine Vesuchung dar. Einer der größten Skandale in der jungen Sportbranche stammt aus dem Sommer 2014, in der CEVO Professional League von „Counter Strike: Global Offensive“. Obwohl das Team iBuyPower als klarer Favorit ins Match gegangen war, trug Außenseiter NetcodeGuides.com zum Schluss mit 16:4 den Sieg davon. Monate später wurde nachgewiesen, dass vier der fünf iBuyPower-Mitglieder und der NetcodeGuides.com-Gründer hohe Summen auf den Sieg des Außenseiterteams gesetzt hatten. Das Ergebnis des Skandals waren unter anderem bis 2017 andauernde Sperren für die Übeltäter.

Meist wird im Gaming jedoch mit dem Segen der Erfinder gecheatet, wobei jeder Zocker die gleichen Möglichkeiten und damit Chancen hat – wenn schon schummeln, dann auch fair.

Der Ursprung der Cheats liegt in den Anfängen der Spielekonsolen von Konami, als die Games direkt auf ihnen statt am Computer programmiert wurden. Der so genannte Konami-Code war eine Knopfdruck-Kombination, die sämtliche im Spiel versteckten Funktionen freigab. Das erlaubte den Testern freie Gewähr, um herauszufinden, was alles klappte oder nicht klappte, beziehungsweise wo sich ungeplante Möglichkeiten ergaben. Weil die Spielecodes linear geschrieben wurden, war es anschließend allerdings sehr schwierig, den Konami-Code wieder herauszunehmen. Also blieb er drin.

Während er anfangs noch ein nur von wenigen Zockern entdecktes Geheimnis war, veröffentlichten schließlich sogar Gaming-Magazine den Konami-Code.

Der Enthusiasmus für versteckte Funktionen und Eastereggs brachte die Spieleentwickler allmählich dazu, Gags wie Big-Head-Modi mit vergrößerten Köpfen einzubauen. Leicht einzugebende Konsolenkommandos zum Freischalten von Leveln und Events in den 90er Jahren wurden rasch zu Event-Cheats, bei denen die Zocker bestimmte Bedingungen erfüllen mussten.

Dabei geht es häufig um Ergänzungen, die einfach nur mehr Humor in zum Teil recht düstere und gewalttätige Spiele bringen sollen. Ein Beispiel ist der Truthahn-Cheat in „Assassin’s Creed III“. Um sich einen gefiederten Gefährten zuzulegen, müssen die Zocker sich mit ihrer Spielfigur nach Sequenz 6 zurück nach Davenport begeben. Auf der hinteren Veranda des Anwesens muss nun gepfiffen werden, bis der Truthahn aus dem Gebüsch kommt. Wer dem Federviech noch eine typische Assassinen-Kapuze aufsetzen will, muss den Konami-Code Hoch, Hoch, Runter, Runter, Links, Rechts, Links, Rechts, B, A eingeben. Schon kann es weitergehen auf der Reise, während der Truthahn seinem Herrn auf Schritt und Tritt folgt.

Der God-Mode, der spätestens seit dem Hollywood-Blockbuster „Free Guy“ neue Bekanntheit gewonnen hat, ist ein weiterer fester Bestandteil der Gaming-Kultur. Ursprünglich stammt er aus „Doom“, wo die Eingabe des Befehls den Spieler unverwundbar machte und ihn ungestört durch die Level spazieren ließ.

Nicht gerade für seinen Humor bekannt und doch Schauplatz für ein paar der lustigsten Cheats ist das im Verbrechermilieu angesiedelte „Grand Theft Auto V“. Mi 150 Millionen verkauften Exemplare weltweit ist es das zweitpopulärste Videospiel aller Zeiten, hinter „Minecraft“ mit 238 Millionen verkauften Exemplaren.

Weil es bei „GTA V“ in erster Linie darum geht, krumme Dinger zu drehen, Raubzüge auszuführen und ohne Rücksicht auf Verluste so reich und mächtig wie möglich zu werden, sind die meisten Charaktere skrupellos und brutal. Wer von Prügeleien und Schießereien genug hat, kann mit „Moon Gravity“ dafür sorgen, dass die Charaktere die Bodenhaftung verlieren und völlig losgelöst schweben, wenn sie nur ein bisschen angehoben werden. Elegante Backflips im Zeitlupentempo bieten dabei Abwechslung vom Kriminellendasein.

Ein anderer Cheat in „Grand Theft Auto V“ erlaubt es den Spielern, in der Gestalt des legendären Zottelmonsters Bigfoot auf den Straßen von San Andreas unterwegs zu sein. Unauffällig ist das zwar nicht, aber dafür um so ausgefallener.

Ein Cheat mit echter Auswirkung aufs Spiel ist Slidey Cars, wenn die Reibungsgesetze aufgehoben werden und der Zocker in seinen schnellen Autos auf der Flucht mühelos durch den Verkehr rutschen kann. In einem Spiel, in dem das Überleben von den eigenen Fahrkünsten abhängen kann, ist das ein nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel.Auch die Kultserie um Nintendos „Super Mario“, die Mitte der 80er Jahre die Videospiele revolutioniert hatte, kann einiges an lustigen Cheats aufweisen. Statt der weit verbreiteten Big Heads ist im Nintendo 64-Jump ‚n‘ Run von Rare der ganze Banjo veränderbar. Ein großer Kopf ist nur der Anfang. Banjo kann Riesenbeine bekommen, lang und dünn werden, ihm können Riesenflügel wachsen, und wer noch immer nicht genug hat, kann ihn in „Banjo Kazooie“ in eine Waschmaschine verwandeln. Bei diesen Cheats hat der Spieler zwar keine zusätzlichen Trümpfe in der Hand, aber dafür wird in aller Fairness und nach Lust und Laune geschummelt. Hauptsache, es macht Spaß.

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