Das neue Glücksspielgesetz hat Online-Casinos in Deutschland auf die richtige Seite des Gesetzes geholt. Bis zum 31.6.2021 standen die Zocker im Internet legal noch auf wackligem Boden, weil die virtuellen Spielbanken unter gewissen Voraussetzungen zwar innerhalb der EU zugelassen, in Deutschland jedoch mit Ausnahme von Schleswig-Holstein illegal waren.
So weit, so gut, doch ist jetzt tatsächlich alles in trockenen Tüchern? Im Prinzip ja, aber … Eine gewisse Sorgfaltspflicht gehört auch weiterhin dazu, genau wie überall im Online-Handel, ehe Zocker tatsächlich unbesorgt ihr Konto anmelden können und im stillen Kämmerlein schon mal das perfekte Pokerface üben sollten. Dabei gilt der Ausdruck mittlerweile dank der Ausbreitung des Internets und der zunehmenden Popularität von Online-Poker weltweit längst nicht mehr allein für den emotionslosen Gesichtsausdruck. Auch wenn einem am virtuellen Tisch die Kontrahenten nicht ins Antlitz schauen und auf verräterisches Mienenspile achten können, gibt es andere Anzeichen, die den Mitspielern Aufschlüsse über die eigene Hand und sein spielerisches Gebaren zeigen können. Nicht umsonst wird Poker nicht als reines Glücksspiel, sondern als Taktikspiel eingestuft, bei dem Mathematik und Psychologie eine deutlich größere Rolle spielen als Fortuna.
Wer sich jeden Spielzug notiert (einer der Vorzüge beim Online-Spiel) und hinterher gründlich studiert, wird mit etwas Übung schnell herausfinden, welche seiner Strategien erfolgreicher waren als andere. Wenn man zum Bluffen neigt, aber die anderen Zocker auf Dauer nicht darauf hereingefallen sind, ist das genauso ein verräterisches Zeichen wie Schweiß auf der Stirn oder ein siegesgewisses Grinsen bei guten Karten. Die eigenen Stärken und Schwächen kennen und an seinen Problemen feilen sind die besten Möglichkeiten, sich auch online ein Pokerface zuzulegen.
Auf die persönlichen Vorlieben und Fähigkeiten kommt es aber auch an, wenn es um die Wahl des richtigen Online-Casinos geht. Zwar sind die Regelungen für alle mit einer Lizenz der Bundesrepublik ausgestatteten virtuellen Spielbanken gleich, aber kleine Unterschiede bei den Angeboten selbst können große Auswirkungen haben.
An erster Stelle sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Online-Anbieter laut ihrem Impressum tatsächlich ihre deutsche Lizenz besitzen, beziehungsweise im EU-Ausland ihre Genehmigung und den virtuellen Firmensitz in einem der Mitgliedsländer der Europäischen Union haben. Nur dann fallen sie nämlich auch unter die jeweilige staatliche Kontrolle, die wiederum für die Kunden Rechtssicherheit und Verbraucherschutz bedeutet.
Wie bei jedem Online-Geschäft sollten sich außerdem vor der Anmeldung die Allgemeinen Geschäftsbedingungen durchgelesen werden. Ein Schwerpunkt, der leicht übersehen wird, aber bedeutsam sein kann, sind zudem die Ein- und Auszahlungsmodalitäten. Je nach Anbieter werden diverse Zahlungsmöglchkeiten angeboten, die eventuell mit Gebühren verbunden sind. Außerdem kommt es darauf an, ab welchen Summen Gewinne ausgezahlt werden und ob kein Mindestbeitrag für die Auszahlung vorhanden ist.
Immer mehr Online-Casinos bieten die Option von Krypto-Konten an, die aber dank ihrer starken Volatität genauso gut zu kräftigen Verluste wie zu üppigen Kursgewinnen führen können. Paypal, Kreditkartenzahlungen, Bankeinzug und mehr sind bei den meisten Anbietern möglich.
Die Bandbreite im Online-Glücksspiel wird ständig größer, so dass es sich lohnt, die angebotenen Spiele bei den verschiedenen Betreibern zu vergleichen. Nicht jedes Online-Casino in der EU bietet zum Beispiel Retroslots oder Live-Tische mit Dealern aus Fleisch und Blut an.
Eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, welche Art Spiele einem zusagen, und wenn es nur um den Unterschied zwischen Slots mit drei und fünf Walzen oder Hold’em und Stud-Poker geht, sind Gratisspiele, die häufig zum Einstieg angeboten werden. Ein Willkommensbonus, der als Guthaben oder in Form von Freispielen offeriert wird, ist bei den meisten Online-Anbietern gang und gebe. Doch da nicht nur die Menge, beziehunsgweise Summe, sondern auch die Modalitäten stark voneinander abweichen können, lohnt sich auch hier der gründliche Vergleich.
Das gleiche gilt für die Ausschüttungsquoten. Selbst wenn es sich nur um Bruchteile von Prozenten handelt, kann sich das auf Dauer deutlich im Portemonnaie bemerkbar machen.
Warnzeichen sind schlecht geführte, unübersichtliche oder langsame Webseiten. Seriöse Anbieter machen es den Kunden so leicht wie möglich, sich zu informieren, zu spielen oder gegebenenfalls den Kundendienst im Chat in Anspruch zu nehmen.
Der Spielerschutz, vor allem wenn es um Jugendgefährdung und Suchtprävention geht, ist einer der Hauptschwerpunkte im neuen Glücksspielstaatsvertrag der Länder und einer der Gründe, warum die Länderregierungen so lange mit der Legalisierung von Online-Casinos gerungen hatten. Um zu verhindern, dass sich Zocker um Hab und Gut bringen, gelten in der Bundesrepublik Höchstlimits von 1000 Euro im Monat für jegliche Form von Online-Glücksspiel, vom Samstagslotto über den Fußballtipp bis hin zu den Slotmaschinen.
Dabei ist es irrelevant, ob das Geld auf ein Kundenkonto oder ein Dutzend Konten bei verschiedenen Anbietern verteilt ist. Für auffällige Spieler gibt es eigens eine bundesweite Sperrdatei, und Zocker, die sich Sorgen um ihr Spielverhalten machen, können sich freiwillig in die Datei eintragen lassen. Ein Panikknopf, der zu einer 24-stündigen Sperre führt, sollte auf jeder guten Webseite vorhanden sein, damit sich ein Zocker selbst davor schützen kann, die Kontrolle zu verlieren.
Ein rund um die Uhr besetzter Chat mit dem Kundendienst, beziehungsweise kurze Wartezeiten sind ebenfalls Anzeichen für seriöse Anbieter. Dass sämtliche Daten verschlüsselt sind und vertraulich behandelt werden, ist ebenfalls ein Grundkriterium, um sich für ein Online-Casino zu entscheiden. Datensicherheit und Serversicherheit stehen dabei an erster Stelle.
Zur Überwachung der Online-Casinos ist mit dem neuen Gesetz auch eine eigene Aufsichtsbehörde geschaffen worden. Anbieter, die gegen die Regeln verstoßen und etwa Minderjährigen den Zutritt gewähren, riskieren den Verlust der begehrten Lizenz.
Für den Staat lohnt sich die Legalisierung der populären Branche. Das Finanzamt kassiert nämlich bei jedem brutto umgesetzten Euro kräftig mit. Da die Glücksspielabgaben und andere Steuern allerdings an das lizenzgebende Land fließen, sind der Bundesrepublik bis zum Sommer 2021 einiges an Einnahmen entgangen. Der Umsatz im nichtregulierten Markt wurde zuletzt in Deutschland auf rund 1,69 Milliarden Euro geschätzt. Der Umsatz im regulierten, legalen Glücksspielmarkt inklusive der staatlichen Spielbanken, Lotto und Sportwetten lag bei 10,11 Milliarden Euro. Nur durch die Lotteriesteuer allein flossen rund 1,6 Milliarden Euro in die Kassen von Bund, Ländern und Kommunen. Ein Teil der Einnahmen wird in gemeinnützige Einrichtungen, Kultur und mehr gesteckt, so dass auch Nichtzocker zu den indirekten Gewinnern im Glücksspiel gehören.
Die Einnahmen der Online-Casinos werden künftig dazu in wachsendem Maße beitragen. Für 2021 wird der Bruttospielertrag auf 2,873 Milliarden Euro geschätzt. Bis 2024 soll er auf 3,255 Milliarden Euro ansteigen, mit entsprechenden Abgaben an den Fiskus.
Mit etwas Sorgfalt und gebenenfalls ein paar Testspielen können die deutschen Zocker daher ruhigen Gewissens zum Daddeln zum Handy, Tablet oder der Computermaus greifen, ohne sich bei der Frage nach der Legalität ihres Hobbys auf ein ausdrucksloses Pokerface verlassen zu müssen. Die Zeiten, als der Nervenkitzel sich auch auf die dubiose Rechtslage erstreckt hatte, sind dank der Gesetzesänderung vorbei, auch wenn die Spannung beim reinen Zocken erhalten geblieben ist. Schließlich soll das Spiel Spaß machen.